Samstag, 7. April 2012

1. Justin...♥



Seit ich denken kann lebe ich schon in dieser Zelle. Es ist ziemlich dunkel und kalt hier drin, aber was kann ich schon groß tun? Ich bemühe mich damit, mein Zellenbett unter das Zellenfenster zu schieben. Hört sich leicht an, aber mit 6 Jahren ist es schon ein wenig schwieriger als man denkt. Mein neuer Freund liegt in der Ecke der Zelle und atmet schwer seit sie uns diese Spritze verabreicht haben. Mir macht es wie immer nichts aus, aber meine Freunde verlassen mich immer so schnell nach dieser komischen Prozedur die jeden Tag an uns durchgeführt wird. Ihn kann ich also nicht fragen ob er mir Hilfe leistet. Aber das ist auch nicht so wichtig, ich schaffe das auch allein, immerhin sind es nur noch ein paar Zentimeter!
Als das Bett schlussendlich die Wand berührt, krabble ich drauf und springe hoch. Ich versuche mit aller Mühe die Fensterbank zu fassen zu kriegen und nach meinem zehnten Sprung gelingt es mir auch schließlich. Ich ziehe mich hoch und freue mich dass ich es rechtzeitig geschafft habe.
Mein großer Bruder spielt draußen mit den anderen Verstecken, das Spiel hat gerade begonnen!
Ich bin so stolz auf ihn und sehe ihm gerne beim Spielen zu. Er kennt mich nicht, weiß nicht mal dass ich existiere, aber ich kenne ihn. Die Erwachsenen haben vor meiner Zelle über ihn geredet und ihn beschrieben. Er heißt Kaito und ist der Einzige mit blauen Haaren unter seinen Spielkameraden.
Man hat mir verboten Kontakt mit meinem Bruder aufzunehmen, also darf ich ihm nichts zurufen oder ihn bejubeln, aber das macht mir nichts aus solange ich ihm jeden Tag beim Spielen zusehen darf.
„J-justin…“ höre ich im Hintergrund eine Stimme schluchzen. Ich drehe mich um, springe vom Bett und renne zu meinem Freund dessen Schmerzen anscheinend noch stärker geworden sind. „I-ich hab Angst J-justin…“ wimmert er so wie meine anderen Freunde zuvor „Die Schmerzen werden bald vorbei sein Tim..“ lächle ich ihn sanft an. Sein Fieber scheint sehr hoch, weshalb seine Haare verschwitzt an seiner Stirn kleben. Mir macht das nichts aus, deswegen streiche ich ihm sanft seine Haare aus dem Gesicht. Er scheint sehr zu leiden, aber meine sanften Berührungen scheinen ihn ein wenig zu erlösen. Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich weiß einfach nicht wie…
Behutsam versuche ich ihn weiter zu beruhigen, während das schallende Gelächter der Kinder in unsere Zelle dringt. Im Hintergrund höre ich meinen Bruder lachen, doch mir ist im Moment nicht zum Lachen zumute. Ich lege mich neben ihn und ziehe Tim zu mir. Ich habe große Angst ihn auch noch zu verlieren, aber das preiszugeben kann ich ihm nicht antun, weswegen ich ihn weiterhin anlächle und bei ihm bleibe.
Ein paar weitere Tränen rennen seine Wangen runter und seine Augen verlieren langsam jegliche Farbe. Ich weiß dass es gleich vorbei sein wird. Leise schluchzend schließe ich meine Augen. Es geht nicht…ich kann nicht hinsehen…ich zieh ihn noch enger an mich und er krallt sich an mir fest.
Einen kurzen Moment später spüre ich wie sein Griff immer leichter wird, bis schlussendlich seine Hände zu Boden fallen.
Es ist vorbei.
Mal wieder habe ich einen Freund verloren. Vorsichtig öffne ich meine Augen und löse mich von ihm. Der Anblick seines toten Körpers treibt mir noch mehr Tränen in die Augen. Leise fange ich an zu weinen, während das Gelächter von draußen mir Gesellschaft leistet…    

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